Vereinsfahrt vom 5.-6.Juni 2010 anlässlich des Jubiläums
“20 Jahre Wiedergründung der ASG Ohrdruf”
Besuch des Deutschen Schützenmuseums auf Schloß Callenberg bei Coburg, Besichtigung der Altstadt von Bamberg und Rast auf dem Kreuzberg in der Rhön
Am 5. Juni 2010 starteten Mitglieder der Altschützengesellschaft eine zweitägige Vereinsfahrt nach Coburg und nach Bamberg. Erstes Ziel unserer Reise war Schloß Callenberg im Coburger Ortsteil Coburg-Beiersdorf um dort das Deutsche Schützenmuseum zu besuchen.
Im Jahr 1122 wurde „Chalwinberch“ erstmals urkundlich als Stammschloss der reichsunmittelbaren Ritter von Callenberg erwähnt mit einem Thiemo von Chalwinberch als Schlossherrn. In den folgenden Jahrhunderten wechselten mehrmals die Besitzer. Zunächst verkaufte Ulrich von Callenberg 1231 Schloss und Herrschaft an das Bistum Würzburg, dann erwarben es die Grafen von Henneberg, die es 1317 den Herren von Sternberg zu Lehen gaben. Nach dem Tod des letzten Sternbergers 1588 gelangte das Schloss 1592 als offenes Lehen in den Besitz von Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg. Nach dessen Tod 1633 und mehrfachem Besitzerwechsel fiel das Schloss durch die Neugliederung der Ernestinischen Herzogtümer 1826 erneut an die ernestinische Linie Sachsen Coburg, in deren Besitz es sich noch heute befindet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss durch die US-amerikanischen Streitkräfte okkupiert und zunächst von einem Theaterensemble, dann als Altenheim genutzt. 1957 zog eine Frauenfachschule in das Gebäude. 1972 veräußerte die herzogliche Familie das Anwesen. 1982 gelang es dem mit seiner Familie aus den USA zurückgekehrten Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha durch die Herzogliche Familienstiftung das Schloss zurück zu erwerben. In den folgenden fünfzehn Jahren wurden von der Familie mit Hilfe der Öffentlichen Hand umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt.
Schloss Callenberg war 1997 Teil der Bayrischen Landesausstellung, die unter dem Titel Ein Herzogtum und viele Kronen in Coburg stattfand. Seit 1998 beherbergt das Schloss die Sammlung Herzoglicher Kunstbesitz Sachsen-Coburg und Gotha mit ihrer kostbaren Ausstattung an Mobiliar, Gemälden, Porzellan und kunstgewerblichen Gegenständen aus fünf Jahrhunderten. Eine maßvolle Umstrukturierung der Präsentation ist für das Jahr 2007 geplant, um weitere Teile der herzoglichen Privatsammlung zugänglich zu machen - so ein außergewöhnliches Uhrenkabinett und Gemälde von Lukas Cranach. Seit 2006 verfügt Schloss Callenberg über einen Sonderausstellungsbereich, der sich historischen und aktuellen Themen der Familiengeschichte und europäischer Adelshäuser widmet. Die Mitglieder unserer Altschützengesellschaft waren natürlich in erster Linie an der Ausstellung im Deutschen Schützenmuseum interessiert.
Das Deutsche Schützenmuseum wurde vom Deutschen Schützenbund im Jahr 2004 im Nordwest-Flügel des Schlosses eingerichtet. Historischer Bezug ist die Gründung des Deutschen Schützenbundes im Herzogtum Gotha 1861 unter dem damals regierenden Herzog Ernst II., dessen bevorzugte Sommerresidenz Schloss Callenberg war.
Das Deutsche Schützenmuseum auf Schloss Callenberg stellt die Geschichte des deutschen Schützenwesens dar. Es wird vom Deutschen Schützenbund betrieben und wurde am 14. Mai 2004 von Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha und dem Präsidenten des Deutschen Schützenbundes Josef Ambacher eröffnet.
Bereits von 1907 bis 1938 hatte es schon ein Vorläufermuseum in Nürnberg gegeben, das dann aber von den Nationalsozialisten geplündert wurde und später während des Zweiten Weltkrieges endgültig ausgebombt wurde.
Durch die sehr interessante und aufschlussreiche Ausstellung führte uns mit viel Sachkunde Dr. Dr. Werner Müller von der Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft Erlangen. Als kleines Dankeschön überreichte ihm unser Oberschützenmeister Wolfgang Meister das Büchlein ”Bilder aus dem Ohrathal”.
Im Anschluss an die hochinteressante Führung konnten wir an einem schattigen Plätzchen unseren ersten Imbiss einnehmen. Für Speisen und Getränke war ausreichend Vorsorge getroffen worden, so dass wir die Fahrt anschließend entsprechend gestärkt weiter in Richtung Bamberg fortsetzen konnten.
Bamberg ist eine kreisfreie Stadt im bayrischen Regierungsbezirk Oberfranken und gleichzeitig Standort des Landratsamtes Bamberg. Bamberg ist Universitäts-, Schul- und Verwaltungsstadt, wichtiges Wirtschaftszentrum Oberfrankens, sowie Sitz des gleichnamigen Erzbistums.
Die sehenswerte Altstadt besitzt den größten unversehrt erhaltenen historischen Stadtkern in Deutschland und ist seit 1993 als Weltkulturerbe in die Liste der UNESCO eingetragen. Darüber hinaus ist Bamberg überregional bekannt für seine vielfältige und eigenständige Biertradition, aber davon erfuhren wir später durch praktische Erfahrung noch mehr.
Als erstes bezogen wir unser Quartier im Altstadthotel Molitor mitten in Bamberg, welches “umgarnt wird vom Wasserschloss Concordia und dem stattlichen Böttingerhaus". Das so genannte "Molitorhaus" war eine Mühle und Mehlhandlung und wurde 1410 erstmals erwähnt, 1648 durch einen Großbrand zerstört und wieder aufgebaut. Das Molitorhaus war bis nach 1900 noch Mehlhandlung und wurde 1992 zu einem Gästehaus umgebaut. Von hier aus waren wir in vier Minuten am Dom und in der Fußgängerzone. Fernab von jeglichem Durchgangsverkehr konnten wir die Stille und den Charme des 500 Jahre alten Zunfthauses genießen.
Gegen 16:30 wurden wir von einer netten und sehr kompetenten Stadtführerin zu einem zweistündigen Stadtrundgang unter dem Motto "Faszination Weltkulturerbe" abgeholt. So ging es mitten hinein in die Altstadt mit seinen historischen Gebäuden. Ich will hier nur auf einige Sehenswürdigkeiten eingehen.
Das Alte Rathaus in Bamberg ist eines der bedeutendsten Bauwerke, das die historische Innenstadt prägt. Das Wahrzeichen symbolisiert die Herrschaftsgrenze aus früherer Zeit zwischen dem bischöflichen Bamberg und der bürgerlichen Innenstadt. Es ist in den Fluss Regnitz gebaut und die Obere und Untere Brücke (ursprünglich eine Privatbrücke) führen von ihm weg. Im Inneren ist die zu den Museen der Stadt Bamberg gehörende Sammlung Ludwig ausgestellt, eine der größten Porzellansammlungen Europas. 1387 wurde das Rathaus erstmals erwähnt und in der Zeit zwischen 1461 und 1467 renoviert und eigentlich neu aufgebaut, sodass es die heute bekannte Gestalt annahm. In dieser Bauphase wurde es hauptsächlich von der Gotik beeinflusst. In den Jahren 1744 bis 1756 wurde es im Stile des Barock und Rokoko umgestaltet. Erwähnenswert sind die 1755 von Johann Anwander geschaffenen Fassadenmalereien. Beide Gebäudeseiten sind vollständig mit allegorischen Szenen und architektonischen Details, der typischen Illusionsmalerei in dieser Zeit, verziert. Kleine, tatsächlich figürlich gestaltete Elemente an der östlichen Seite verstärken den räumlichen Eindruck. Über das Rathaus gibt es folgende Sage. Der in Bamberg residierende Bischof wollte den Bürgern für die Errichtung eines Rathauses nichts von seinem Grund und Boden abgeben. Daraufhin schlugen die listigen Bürger Pfähle in die Regnitz und schufen somit eine künstliche Insel, auf der sie ihr Rathaus bauten. Die Regnitz markiert die alte Herrschaftsgrenze zwischen dem bischöflichen Berg und der bürgerlichen Inselstadt.
Weiter ging die Stadtführung in Richtung Bamberger Dom. Der Bamberger Dom St. Peter und St. Georg gehört zu den deutschen Kaiserdomen und ist mit seinen vier Türmen das beherrschende Bauwerk des Weltkulturerbes Bamberger Altstadt. Im Inneren befinden sich der berühmte Bamberger Reiter, das Grab des einzigen heiliggesprochenen Kaiserpaars des Heiligen Römischen Reiches sowie das einzige Papstgrab in Deutschland und nördlich der Alpen.
Gleich neben dem Dom steht die Alte Hofhaltung. Die Alte Hofhaltung ist ein historischer Gebäudekomplex in Bamberg. Sie besteht aus ehemaligen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden der bischöflichen Hofhaltung, die ab dem 15. Jahrhundert an der Stelle der Pfalz Kaiser Heinrichs II. errichtet wurden. Die Vorbebauung der Alten Hofhaltung ist das Castrum Babenberg, die ehemalige Pfalz Kaiser Heinrichs II. und umfasste wohl auch seit der Bistumsgründung 1007 den Wohnsitz des Bischofs. Nachdem die Bauten am Domberg fertig gestellt wurden, stand die dann so genannte Alte Hofhaltung - welche in ihrem Kern noch Reste von Palas, Kapelle aus dem 11 Jahrhundert aufweist - zwischen Dom im Süden und der Neuen Residenz im Norden. Nach dem Umzug des Fürstbischofs in einen neuen Palast wurden die Gebäude als Kanzlei, Bibliothek und Ratsstube verwendet. Heute ist dort das Historische Museum der Stadt und im Henneberg-Flügel die Dombauhütte untergebracht. Im Sommer finden jeweils im Innenhof die Calderon-Festspiele statt.
Danach besuchten wir den Rosengarten in der dem Dom gegenüber liegenden Neuen Residenz. Die Neue Residenz ist ein mehrflügeliges denkmalgeschütztes Gebäude. Es war der ehemalige Sitz der Bamberger Fürstbischöfe. Heute beherbergt der Komplex aus Sandstein die Staatsbibliothek und die Staatsgalerie von Bamberg. Vom Rosengarten der Neuen Residenz aus hatten wir einen schönen Blick auf die Michaelskirche und die Dächer der Bürgerstadt.
Am Abend wartete ab 19:00 Uhr in dem historischen Brauereiausschank ” Schlenkerlaa“ ein deftiges Abendessen auf uns. Dazu gab es das ” Aecht Bamberger Rauchbier” aus der Hausbrauerei. Das Schlenkerla wird erstmals 1405 urkundlich erwähnt und heute noch in der 6. Generation von der Familie Trum geführt. Nach alter Tradition wird das ”Aecht Schlenkerla Rauchbier” hier im Ausschank noch direkt vom Eichenholzfass gezapft. Wer hier nicht eingekehrt ist und nicht den würzigen, unverwechselbaren Geschmack des "Aecht Schlenkerla Rauchbier" gekostet hat, der darf nicht behaupten, in Bamberg gewesen zu sein.
Und so beschreibt das Haus ”Schlenkerla” sein Bier:
Rauchbier vom "Schlenkerla" ist ein sehr dunkles, herbwürziges, untergäriges Märzenbier mit 13,5 Prozent Stammwürze, das entspricht einem Alkoholgehalt von ca. 5,1 Prozent. Keine Frage: Es gibt stärkere Biere, doch sollte man das deswegen nicht unterschätzen. Es kann einen ganz schön schlenkern. Sein - wie die Kenner sagen - nach frischem Geräucherten schmeckendes Aroma wird dadurch erzielt, daß der Rauch brennender Buchenholzscheite - ein würziger, duftender Rauch - bereits auf der Schlenkerla-Darre dem Malz vermählt wird, bevor es sich mit edlem Hopfen im Sud vermischt und im 700jährigen Felsenkeller unterm Stephansberg zu einem Bier reift, das großartig süffig schmeckt, besonders wenn es direkt im "Schlenkerla" getrunken wird. Ein Original unter den Bieren, auch unter den bayerischen. Man trinkt's an weißgescheuerten Holztischen, die unter einer Tischdecke zu verstecken eine Sünd' wär', zu Häuptern eine Balkendecke, noch dunkler als das tiefbraune Bier. Trinkt's "drüben" in der Klause, die an das 1310 erbaute alte Dominikanerkloster erinnert, aus dessen Beständen die Brauerei gewachsen ist, oder im Hausflur, wo's auch schmeckt. Der Kenner trinkt genüßlich langsam, doch mit Ausdauer und Ziel. Er weiß, daß das zweite Seidla (Halbliter) besser schmeckt als das erste, und das dritte bereits besser als das zweite. Er trinkt's zum Frühschoppen und am Nachmittag zur Brotzeit, zu der man sich heißen Leberkäs' und Kümmelwecken holt, zu denen der Bamberger "Kipfla" sagt. Trinkt's zur Bierbrauervesper aus zweierlei Preßsack, Rauchfleisch und Handkäse, zu Bratwürsten mit Kraut. Trinkt's am Abend, trinkt's solo und in Gesellschaft, in Gesellschaft vor allem, denn "Aecht Schlenkerla Rauchbier" macht mitteilsam und fröhlich und verbindet den Einheimischen und den Fremden.
"Dieweilen aber das Gebräu beim ersten Trunk etwas fremd schmecken könnt', laß dir's nicht verdrießen,
denn bald wirst du innehaben, daß der Durst nit nachläßt, sintemalen dein Wohlbehagen sichtlich zunimmt."
So steht's auf dem Bierfilz, und der Bierfilz hat Recht!
Soviel zum gewöhnungsbedürftigen Rauchbier aus dem Schlenkerla.
Nach einem abendlichen Stadtbummel und weiteren Bieren und Weinen ging es in unser Altstadthotel. Nach einer erholsamen Nachtruhe begann ein Tag mit neuen Höhepunkten.
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel fuhren wir zur Besichtigung des Schießstandes und des Schützenhauses Kunigundenruh der ”Vormals privilegierten Schützengesellschaft 1306 Bamberg e.V.”. Es fanden zwar gerade Bayrische Meisterschaften statt. Wir konnten, unter der Führung von Ehrenpräsident Rudolf Koch, aber trotzdem alle Schießstände besichtigen.
Die Schützengesellschaft besitzt eine Schießsporthalle für Gewehr, eine für Pistole und Vorderlader, einen Bogenturnierplatz mit Parcours, einen Stand für Böllerschützen sowie eine Bundeskegelbahn. Neben den vereinsinternen Meisterschaften, Übungs- und Trainingstagen stehen die Schießsportstätten auch noch anderen Örtlichen und Überörtlichen Vereinen und Verbänden zur Verfügung. So zum Beispiel dem Bayrischen Sportschützenbund. Fach- und sachkundige Schützenmeister sind autorisiert, 1306er Mitglieder und auch Mitglieder anderer Vereine auf die Waffensachkundeprüfung vorzubereiten und in Verbindung mit der Kreisverwaltungsbehörde abzuhalten.
Zum Abschluss besichtigten wir das Vereinshaus mit seiner umfangreichen Sammlung von Schützenscheiben und Pokalen. In einem der Veranstaltungsräume des ”Schützenhauses Kunigundenruh“ nahmen wir unser Mittagessen ein.
Unser Oberschützenmeister Wolfgang Meister überreichte dem Ehrenpräsident der Bamberger Schützen als Gastgeschenk unsere Vereinschronik und bekam im Gegenzug ebenfalls ein Präsent, in Form einer Vereinschronik und einem Scheibenbuch, in dem sämtliche Ehren-, Gedenk und Königsscheiben der Bamberger Schützengesellschaft von 1770 bis 2006 aufgeführt sind.
Langsam wurde es Zeit an die Heimreise zu denken, wollten wir doch auf der Fahrt in Richtung Heimat den Kreuzberg mit dem gleichnamigen Kloster besuchen.
Der Kreuzberg ist mit 927 m ü. NN nach der Wasserkuppe (950,2m) und der Dammersfeldkuppe (927,9m) der dritthöchste Berg der Rhön. Er ist Standort des Klosters Kreuzberg, der Kreuzbergschanze und des Senders Kreuzberg. Mit seiner Berghöhe und jährlich 500.000 bis 600.000 Besuchern ist der Kreuzberg das höchstgelegene und meist besuchte Ausflugsziel im bayerischen Teil der Rhön.
Das seit 1731 in der eigenen Klosterbrauerei hergestellte und viel gerühmte Klosterbier wird zusammen mit guten und preiswerten Gerichten den Pilgern und Besuchern angeboten. In der Klosterwirtschaft mit seiner rustikalen Atmosphäre konnten wir uns vom guten Geschmack des Klosterbieres überzeugen.
Nach dieser letzten Rast fuhren wir nun unaufhaltsam in Richtung unserer Heimatstadt Ohrdruf. Zwei interessante und ereignisreiche, aber auch anstrengende Tage, gingen damit zu Ende.
Pressewart
Karl-Heinz Jung
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